Gesund Abnehmen: Die 8 hartnäckigsten Mythen

Pascal Pape

Manche Mythen rund ums Abnehmen halten sich hartnäckig. Zum Beispiel: Ist schnell Abnehmen wirklich ungesund? Ist die Zahl Deiner Fettzellen wirklich in Stein gemeißelt und unveränderbar? Wie wichtig sind Deine Gene? Die Antworten werden Dich vielleicht erstaunen. Hier die 8 hartnäckigsten Mythen, die Dich am langfristigen Fettabbau hindern können – und natürlich, wie man es besser und vor allem gesünder macht.

Mythos 1) One size fits all

Die wundersame Abnehm-Formel gibt es nicht.

Jede Trend-Diät wirbt mit Erfolgsgeschichten, Kilos schmelzen dahin, glückliche Menschen. Und ja, es gibt sie (manchmal) wirklich. Von Friss-die-Hälfte, über Abnehm-Shakes bis tausende Euro teure Programme oder solche, die über Jahre hinweg laufen – egal welche Diät Du Dir ansiehst, sie hat für einige funktioniert. Aber: Für andere eben nicht.

Die traurige Realität ist: Bei den meisten Abnehmprogrammen kommen auf 1 atemberaubende Erfolgsgeschichte mindestens 9 frustrierte Misserfolge.

Was für den einen funktioniert, klappt beim anderen nicht. Für manche führt es zum Erfolg, einfach stundenlang auf dem Laufband zu strampeln. Für andere aber nunmal nicht. Das hat schon alleine mit der Psyche und Vorlieben zu tun.

Es gibt bessere Diäten, schlechtere und es gibt ganz schlechte. Aber es gibt nicht DIE Diät oder DIE Abnehm-Formel, die ausnahmslos für jeden funktioniert.

Doch das soll Dich nicht entmutigen, im Gegenteil.

Wenn Du bis jetzt Dein Wunschgewicht noch nicht erreicht hast, dann hast Du einfach Deinen Weg noch nicht gefunden. Also probier etwas Neues aus. Du bist noch in der Findungsphase. Finde Dich und Deinen Weg. Denn Good News:

Nicht ein Weg funktioniert für alle. Aber jeder hat einen Weg, der für ihn funktioniert.

Mythos 2) Die Gene sind schuld

Das reden wir uns gerne selber ein oder lassen es uns einreden. „Der andere kann futtern, was er will. Ich dagegen schauen nur ein Törtchen an und wiege schon zwei Kilo mehr.“

Es gibt zahlreiche Studien, die das widerlegen. Eine der simpelsten war die, in der man dicken Mäusen den Darminhalt von schlanken Mäusen gegeben hat und andersrum. Nicht nur wurden die dicken Mäuse schlank, sondern wurden auch die schlanken Mäuse dick – ohne aktive Diät.

Das zeigt sehr einfach, wie unwichtig Deine Gene im Vergleich zum „Darminhalt“ sind, also Deinem Mikrobiom. Wie beeinflusst Du Dein Mikrobiom? Durch das, was Du isst.

Natürlich sind die Gene nicht völlig irrelevant. Es gibt „kräftigere“ Körpertypen und „zierlichere“. Aber wenn Du ein „kräftiger“ Typ bist, heißt es nicht, dass Du deshalb dick wirst. Und lass es mich mal so formulieren: Du hast Du einen gewaltigen Vorteil. Denn:

Wer schneller aufbaut, baut schneller auf.

Verstehst Du, was ich meine? Es heißt „kräftig“, nicht „schwabbelig“. Wer schneller Fett aufbaut, der baut auch schneller Muskelmasse auf. Die wiederum heizt den Stoffwechsel an, verbrennt langfristig Fett und sorgt für die richtige Definition. Was meinst Du, wie viele „zierliche“ Menschen eifersüchtig sind, weil sie langsamer Muskelmasse aufbauen? Also egal welcher Körpertyp Du bist, es gibt Vorteile und Nachteile. Wichtig ist es, sich auf die Vorteile zu konzentrieren und sie voll auszuschöpfen. Lass Deine Gene für Dich spielen, nicht gegen Dich.

Gene sind lange nicht so entscheidend wie Dein Mikrobiom (zum Beispiel im Darm) – das Du mit Deiner Ernährung selbst beeinflussen kannst.

Mythos 3) Langsam Abnehmen ist besser und gesünder

„Setz Dir kleine Ziele, nimm ja nicht zu schnell ab, sondern nur ganz langsam und über Jahre hinweg.“

Funktioniert es für manche? Sicher. Für alle? Sicher nicht.

Ein bisschen Diät ist für viele wie ein bisschen mit dem Rauchen aufzuhören. Hast Du schon mal jemanden gesehen, der „ein bisschen“ mit dem Rauchen aufhört? Für manche klappt das tatsächlich, für den Großteil der Menschen dagegen nicht.

Warum? Weil es extrem viel Willenskraft braucht. Auch moderne Lebensmittel sind Suchtmittel. Zucker ist ein Suchtmittel. Brot ist ein Suchtmittel. Nimm mal einem Brot-Junkie sein morgendliches Marmeladenbrot weg, dann wirst Du sehen, wie süchtig Brot macht. Da wird geschimpft, gezetert oder es fließen Tränen. Langsam ist oft qualvoller als kalter Entzug.

Außerdem sieht man beim langsamen Abnehmen nur langsame Erfolge. Dadurch verlieren viele ihre Motivation und es braucht mehr Willenskraft dranzubleiben.

Für manche funktioniert langsames Abnehmen sehr gut, für andere überhaupt nicht. Aber es ist definitiv nicht pauschal besser, sondern Typsache.

Mythos 4) Schnell abnehmen ist ungesund (und nicht nachhaltig)

Crash-Diäten ohne Ernährungsumstellung sind Quatsch, das ist klar. Aber ist deshalb schnelles Abnehmen ungesund?

Keine Ahnung wer damit angefangen hat, aber nein, im Gegenteil: Schnell abnehmen ist völlig normal und natürlich.

Jetzt kommen wir langsam zu meinem Lieblingsthema: Gesundheit.

Was ist eines der wichtigsten Merkmale für einen gesunden Körper? Es ist Flexibilität.

Ein gesunder Körper kann schnell zwischen verschiedenen Modi hin- und herschalten. Stress – Entspannung. Aufregung – Ruhe. Angriff – Verteidigung. Zerstörung – Wiederaufbau. Zunehmen – Abnehmen.

Kannst Du dagegen nicht schnell abnehmen, ist es ein sicheres Zeichen für ein Ungleichgewicht in Deinem Körper. Wenn Dein Köper an Fettdepots festhält, dann stimmt etwas nicht. Es ist unnormal und unnatürlich. Hier sitzt also ein tieferliegendes Problem, das wir unbedingt angehen müssen.

Dasselbe gilt übrigens, wenn Du Energie verlierst, sobald Du mal weniger oder nichts isst (Stichwort: Fasten). Denk mal darüber nach. Fettdepots sind Energiereserven. Sie erfüllen allem voran diese eine Aufgabe: Sie liefern Energie. Tun sie das nicht, haben wir ein Problem!

Schnell abnehmen ist völlig natürlich. Ein unflexibler und träger Körper ist nicht gesund.

Mythos 5) Das Kaloriendefizit ist das wichtigste beim Abnehmen

Wer nur auf Kalorien achtet, kann damit abnehmen, klar. Die Frage ist: Wie?

Möchtest Du nach Deiner Diät aussehen wie ein Zombie? Oder kräftig, vital und gesund? Soll die Haut links und rechts schlabbern? Oder soll sich die Haut regenerieren, festigen und straffen?

„Ich habe eine neue Diät angefangen – und fühle mich großartig“

Also ich persönlich nehme ab, um danach besser auszusehen und nicht schlechter. Wer vor allem auf Kalorien achtet, vergisst den wichtigsten Teil: Die Gesundheit.

Die hängt jedoch mit ganz anderen Faktoren zusammen. Simples Beispiel:

  1. Iss einen Löffel Zucker – oder:
  2. Iss einen Löffel Zucker und dazu einen Löffel Ballaststoffe

Die Kalorien sind in etwa identisch, die Wirkung in Deinem Körper ist eine völlig andere. Beim einen schießt Dein Blutzucker in die Höhe. Das verursacht Insulinspitzen und danach Heißhunger. Beim anderen dagegen wird der Zucker nach und nach aufgenommen und Du bleibst länger satt. (Ballaststoffe sind übrigens eines der meist unterschätzten Nahrungsergänzungen, nicht nur bei Diäten.)

Die Kalorien sind also lange nicht so wichtig wie das drumherum. Auch bei Mäusen hat man mal zwei Gruppen identische Kalorien gegeben – die eine nahm zu, die andere nicht. Was dafür ausschlaggebend war, erkläre ich Dir gleich.

Dazu kommt, dass ich schon viele Menschen beobachtet und begleitet habe. Manche gehen nur in ein minimales Kaloriendefizit und nehmen bereits ab. Andere haben ein höheres Kaloriendefizit von 1.000+ und nehmen trotzdem fast gar nicht ab.

Das zeigt: Andere Faktoren sind oft viel wichtiger. Da sind wir wieder beim Punkt Gesundheit und es stellt sich die Frage: Ist Dein Körper gesund? Wenn nicht, was braucht er, um in Balance zu kommen?

Ein gesunder Körper ist flexibel, er nimmt schneller und leichter ab => Eine gesunde Ernährung ist viel entscheidender als Kalorien.

Mythos 6) Iss einfach intuitiv, bewusster und hör auf Deinen Bauch

Auch das kann funktionieren, tut es aber in den meisten Fällen leider nicht.

Sagt Dir Dein Körper wirklich, was gut für Dich ist? Nicht immer. Nicht, wenn es schwerwiegende Probleme in Deinem Körper gibt – und die gibt es fast immer, wenn Du mit Deinem Gewicht kämpfst.

Ich erinnere daran, wie wichtig Darmbakterien für Deinen Stoffwechsel sind. Die schlauen Kerlchen senden sogar aktiv Signale an Dein Hirn. Bakterien haben Hunger und erzählen Dir, worauf sie Hunger haben. Hast Du also Brokkoli-Bakterien im Darm, dann bekommst Du Hunger auf Brokkoli – klasse. Hast Du aber Snickers-Bakterien im Darm, bekommst Du nunmal Hunger auf Snickers. Hast Du Nutella-Bakterien im Darm, bekommst Du Hunger auf Nutella. „Hör auf Deinen Bauch“ führt hier leider nicht zu einem gesunden Essverhalten, im Gegenteil. Meistens bekommst Du Hunger auf das, was Du vorher oft gegessen hast.

Es gibt viele weitere Beispiele, wie ein übergewichtiger oder kranker Körper falsche Signale sendet:

Insulinresistenz: Die Grundlage für Diabetes. Wer Diabetes hat, der hat auch Insulinresistenz. Was ist das? Kurz: Hier wird Insulin von Deinen Zellen nicht mehr so gut erkannt – sie stumpfen ab, werden „resistent“. Geschieht das, wird der Zucker schlechter aufgenommen und staut sich im Blut. Aber stell Dir vor, was es für Deine Hirnzellen bedeutet, wenn sie weniger Zucker (= Energie) aufnehmen. Was meinst Du, welche Signale ein verhungerndes Gehirn sendet? Sicher keine guten.

Leptinresistenz: In diesem Fall wird Dein „Sättigungshormon“ Leptin von Deinem Körper nicht mehr so gut erkannt wird. Die Folge ist, dass Du mehr Hunger hast als gut für Dich ist. Hör auf Deinen Bauch führt in diesem Fall dazu, dass Du dann eben auch mehr isst.

Die Hauptursachen dafür klären wir gleich. Aber solche Probleme darf man nicht einfach ignorieren und diesen Teufelskreislauf kann man nur unterbrechen, indem man aktiv eingreift. Man muss erst die Hormone ins Gleichgewicht bringen, eine gesunde Darmflora aufbauen und die Zellen gesund machen. Danach kannst Du auf Deinen Bauch hören.

Auf einen kranken Bauch und einen kranken Körper zu hören – den man über Jahre hinweg falsch gefüttert hat – klingt gut, ist aber reines Wunschdenken. Denn er sendet falsche Signale.

Mythos 7) Am besten funktionieren Abnehm-Shakes und Wundermittel

Wo wir beim Thema Wunschdenken sind. Wie schön wäre es..

Da gibt es Abnehm-Shakes, Bitterstoffe, Abnehm-Tees, Fettblocker, Appetitblocker, Fettverbrennungs-Mega-Booster-Kapseln – großartig.

Das eine Problem hieran ist, dass man damit nichts lernt und seine Ernährung nicht langfristig umstellt. Dadurch ist ein Jojo-Effekt vorprogrammiert.

Doch noch schlimmer: Es wird erneut die Ursache ignoriert.

Ich meine.. Du willst Deinen Appetit zügeln? Dann solltest Du Dich fragen: Warum habe ich denn zu viel Appetit? Warum habe ich unnatürlich viel Hunger? Warum habe ich mehr Hunger als gut für mich ist? (Beispiel: Leptinresistenz)

Du willst Deinen Fettaufbau blockieren? Fett erfüllt wichtige Funktionen in Deinem Körper. Also solltest Du Dich fragen: Warum will mein Körper Fett aufbauen?

Du nimmst schon beim Anblick von Süßem zu? Du willst Deinen Stoffwechsel ankurbeln? Dann solltest Du Dich fragen: Warum ist mein Stoffwechsel überhaupt eingeschlafen?

Künstlich zu blockieren oder anzukurbeln ist nicht die Lösung und hochgradig ungesund. Wundermittel kannst Du gerne zum Gewicht halten als Unterstützung verwenden – nachdem Dein Körper gesund ist – aber nicht zum Abnehmen.

Abnehm-Shakes und Wundermittel ignorieren die (gesundheitliche) Ursache von Übergewicht.

Mythos 8) Die Zahl Deiner Fettzellen ist unveränderbar

Erstaunlicherweise auch falsch. Man hat in Studien herausgefunden, dass unser Körper in einigen Fällen mehr Fettzellen produziert – zum Beispiel, wenn wir über einen längere Zeitraum übergewichtig sind. Er passt sich also an. Diese erhöhte Zahl an Fettzellen ist natürlich Nährboden für den Jojo-Effekt. Weil sie nur darauf warten, sich wieder auszudehnen.

Doch good news: Dein Körper kann überschüssige Fettzellen auch wieder töten oder ihnen neue Aufgaben zuteilen.

Wann?

Trommelwirbel..

Wer hätte es gedacht: Wenn Dein Körper gesund ist. Wenn das richtige Milieu herrscht. Wenn er in Balance ist.

Dieser Abbau wird jedoch blockiert, wenn chronische Entzündungen in Deinem Körper wüten.

Denn chronische Entzündungen führen unter anderem zu oxidativem Stress und damit zu Chaos in Deinem Körper. Sie sind eine Hauptursache für viele Probleme: Zum Beispiel die erklärte Insulinresistenz, Blutzucker-Auf-und-Ab oder Leptinresistenz.

Ich wollte Dir noch von einer weiteren Mäuse-Studie erzählen: Zwei Gruppen bekamen exakt dieselbe Menge an Kalorien. Aber die eine Gruppe in Form von Omega-3-Fettsäuren, die andere in Form von Omega-6-Fettsäuren. Die zweite Gruppe jedoch nahm mehr zu als die erste, obwohl Omega-6-Fettsäuren nicht mehr Kalorien haben. Warum? Weil ein Überschuss an Omega-6-Fettsäuren zu Entzündungen führt.

Ein gesunder Körper kann sogar Fettzellen abbauen – was langfristig dem Jojo-Effekt vorbeugt. Chronische Entzündungen blockieren den Fettabbau.

Die erstaunlichen Gründe, warum Du eventuell nicht (langfristig) abnimmst

Es gibt für Übergewicht weit mehr Gründe als „zu wenig Sport“ oder „zu viele Kalorien“. Zusammengefasst sind das vor allem:

  • Chronische Entzündungen
  • Hormon-Disbalance
  • Blutzucker-Achterbahn
  • Eine schlechte Darmflora
  • Gifte im Körper

Alles hängt mit einer gesunden Ernährung und Deiner Gesundheit zusammen, nicht mit Kalorien!

Den Körper gesund zu bekommen ist also das A und O, wenn Du Dein Optimalgewicht erreichen und langfristig halten willst.

Gifte können Deine Schilddrüse blockieren oder überfordern. Pseudo-Hormone verwirren Deinen Körper. Selbst so kleine Gifte, wie der Süßstoff Aspartam, können Deinen Hypothalamus angreifen und damit langfristig zu Leptinresistenz und mehr Hunger führen.

Schlechtes Mikrobiom im Darm fördert Heißhunger, Appetit auf Ungesundes oder regt zum Überfressen und Snacken an.

Blutzucker Auf-und-Ab kommt vor allem durch Insulinresistenz. Dadurch wird Dein Blut mit Zucker überflutet, der Zucker wird zu einem Gift (die Dosis macht das Gift), das Dein Körper loswerden möchte. Also versucht er den Zucker zu „entgiften“, indem er ihn in die Fettdepots schiebt.

Nährstoffmangel kann Deiner Schilddrüse schaden (wie Jod- und Selenmangel), zu Hormonproblemen führen, Deinen Stoffwechsel beeinträchtigen oder die Insulinregulation stören. Vitamin D, Chrom, Biotin, Thiamin, Aminosäuren und viele viele weitere Nährstoffe sind essenziell für einen gesunden Stoffwechsel. Außerdem führt ein Nährstoffmangel zu chronischen Entzündungen.

Chronische Entzündungen sind der schlimmste Feind und verursachen Chaos in Deinem Körper. Sie können viele Ursachen haben: Schlechte Fette, Schlafmangel, Stress, zu viele Gifte, Nährstoffmangel, zu wenige Antioxidantien – so ziemlich alles, was ungesund ist, führt zu Entzündungen. Sie können den Fettabbau blockieren, sie können Insulinresistenz und Leptinresistenz verursachen und sind langfristig die Basis für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die wichtigste Aufgabe ist es, diese Punkte anzupacken und den Körper wieder in Balance zu bringen. Danach kann man Essgewohnheiten festigen, um sich langfristig gesünder zu ernähren und das Wunschgewicht zu stabilisieren.

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