Die Cholesterin-Lüge: Natürliche Grenzwerte von Cholesterin

Pascal Pape

Die Cholesterin-Lüge: Natürliche Grenzwerte von Cholesterin

Cholesterin ist eines der gesundheitlichen Themen, das nicht nur in Medien, sondern auch in ärztlichen Fachzeitschriften immer wieder Ängste schürt und für Verunsicherung bei Patienten sorgt. Seit einigen Jahrzehnten dominiert das Vorurteil, Cholesterin wäre besonders schlecht und es wäre scheinbar nur dafür da, um unsere Arterien zu verstopfen. Auch Ärzte scheinen diese Auffassung breit zu vertreten und bekämpfen erhöhte Cholesterinwerte radikal mit starken Medikamenten, ohne auch nur ein einziges Mal nach links oder rechts zu schauen. Im Zusammenhang mit Cholesterin haben sich drei Kernaussagen verbreitet:

  1. Cholesterin im Blut erhöht sich durch eine cholesterinreiche Ernährung
  2. Ein zu hoher Cholesterinwert führt zu Ablagerungen in den Arterien (Arteriosklerose)
  3. Ein hoher Cholesterinwert führt zu Herzinfarkt und Schlaganfall

Doch in der Wissenschaftswelt spalten sich die Meinungen. Grund genug für uns, den einzelnen Punkten ein bisschen auf den Zahn zu fühlen. Was ist überhaupt Cholesterin? Wie sehen die aktuellen wissenschaftlichen Hintergründe aus? Was sind die Grenzwerte von Cholesterin und wieviel ist natürlich oder gesund?

Was sind die offiziellen Cholesterin-Grenzwerte?

Der empfohlene Grenzwert für unser Gesamtcholesterin liegt laut einschlägigen Fachzeitschriften und der Meinung vieler Ärzte bei ungefähr 200 mg/dl. So schreibt zum Beispiel die Apotheken Umschau: „Das Gesamtcholesterin im Blut sollte unter 200 mg/dl (5,2 mmol/l) liegen.“ Auch die Deutsche Herzstiftung stellt ähnliche Grenzwerte auf.

Ungünstig, dass der durchschnittliche Cholestinwert in Deutschland bei 236 mg/dl liegt und laut diesen Richtlinien über 80% der Bevölkerung krank und behandlungsbedürftig sind. Ärzte lassen sich leider häufig von Aussagen medizinischer Institutionen lenken – wie zum Beispiel von der Lipid-Liga – die sie freundlicherweise mit bunten Brochüren über den aktuellen Stand der Forschung aufklären oder sie sogar persönlich in der Praxis besuchen. Auch hier vertritt man die Meinung: Werte von 200-239 seien „grenzwertig erhöht“. Bei über 240 scheint der Sarg schon in Riechweite zu sein.

Viele Ärzte akzeptieren kritiklos die vorgesetzten Grenzwerte und vertreten die Meinung: „Ein Cholesterinwert über 200 ist ungesund und führt zum baldigen Herzinfarkt.“

Wir sagen: „Blödsinn!“ Ein Cholesterinwert von 200-240 ist absolut normal und gesund, wie wir im Folgenden noch klären. Dazu aber erst ein paar Grundlagen.

Was ist eigentlich Cholesterin und was ist seine Funktion?

Cholesterin ist ein nettes kleines Lipid, das jede Zellmembran und unser Blutplasma schmückt. Cholesterin erfüllt lebensnotwendige Aufgaben. So ist es die Grundsubstanz unserer…

  1. Steroidhormone (z.B. Cortisol),
  2. Geschlechtshormone (wie Testosteron und Östrogen),
  3. Mitochondrien (auch bekannt als die Kraftwerke unserer Zellen), und von
  4. Vitamin D (Unersätzlich für den Aufbau von Knochen und Gelenken)

Klingt gar nicht so böse? Ganz im Gegenteil, Cholesterin zählt zu den Guten und hat alle Hände voll zu tun, weshalb unser Körper sicher stellt, dass stets genug Cholesterin zur Verfügung steht. Angesichts der zahlreichen Jobs, die Cholesterin zu erfüllen hat, produziert unsere Leber rund 1.000-1.400 Milligramm Cholesterin am Tag. Dagegen fallen die 150-300mg aus unserer Ernährung kaum noch ins Gewicht, außerdem wird der Großteil des Cholesterins aus der Ernährung von unserem Körper gar nicht aufgenommen.

Zudem gleicht der Körper ein Zuviel oder ein Zuwenig durch die Regulierung der Eigenproduktion automatisch aus, was wir auch bereits in unserem Artikel „gesättigte Fettsäuren“ erklärt haben. Eier sind also wieder voll im Trend, weil sich unser Körper durch Cholesterin in Lebensmitteln nicht irritieren lässt, sondern sogar freut, dass wir mal wieder an ihn denken und ihm unter die Arme greifen.

Über 75% und bis zu rund 95% des Cholesterins im Blut produziert unser Körper selbst. Cholesterin erfüllt zahlreiche lebensnotwendige Aufgaben, weshalb der Körper die Cholesterinproduktion an seinen Bedarf anpasst.

Doch woher kommt dann die Annahme, dass man Cholesterin meiden soll? Woher stammen Ernährungsratschläge von Ärzten, dass man bei hohen Cholesterinwerten auf Eier, Garnelen oder Butter verzichten soll?

 Woher kommt die Angst vor Cholesterin?

Angefangen hat es wohl mit ein paar unschuldigen Kaninchen, die für Studien zu Arteriosklerose und Cholesterin herhalten mussten. Die Kaninchen wurden solange mit Cholesterin gefüttert, bis deren Organe langsam versagten und die Arterien anfingen, Ablagerungen aufzuweisen. Dieses Experiment gilt als Urvater der Theorie: Cholesterinkonsum ist ungesund, Cholesterin führt zu Ablagerungen in den Arterien, was wiederum zu Arteriosklerose führt, diese soll dann schlussendlich in einem Herzinfarkt oder Schlaganfall enden.

Diese Studie ist ein typisches Beispiel, wie Ergebnisse nach den Wünschen der Medikamentenhersteller verzerrt werden, die im Gegenzug freundlicherweise die Studien finanzieren. Oder war es anderes herum? Egal, definitiv werden einige wichtige Details bewusst verschwiegen:

1) Kaninchen sind hauptsächlich Vegetarier und in ihrer typischen Ernährung kommt überhaupt kein Cholesterin vor, deshalb ist ihr Körper nicht gewohnt, hohe Mengen an Cholesterin zu verstoffwechseln.

2) Der natürliche Cholesterinwert von Kaninchen liegt bei ungefähr 45mg/dl. Die Kaninchen wurden jedoch so stark überfüttert, bis ihr Spiegel auf ca. 1.200mg/dl anstieg, was einer Vergiftung der Tiere gleich kommt. „Das entspräche einem Cholesterinspiegel des Menschen von ca. 7.000mg/dl,“ so Prof. Dr. Holtmeier. Schon mal beim Arzt gesessen und einen Cholesterinwert von über 5.000 gehabt? Nein? Das würde uns auch wundern, denn ein derart hoher Wert entsteht nicht einmal bei der stärksten Form der chronischen Cholesterinerhöhung, der familiären Hypercholesterinämie – hier sind Werte bis ungefähr 1.000mg/dl möglich.

3) Die unnatürliche Überfütterung war derart toxisch, dass alle Organfunktionen versagt haben. Außerdem waren Cholesterinablagerungen in den Organen bereits lange vor einer Ablagerung in den Gefäßen zu beobachten. Dieses Ergebnis ist also eher widersprüchlich, als dass man daraus sinnvolle Schlussfolgerungen auf die Entstehung von Arteriosklerose bei Menschen ziehen könnte.

Und weil der Mensch Cholesterin grundlegend anders verstoffwechselt, musste selbst der Urvater der Hypothese ‚Cholesterin führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen‘ bereits 1997 zugeben:

„Es gibt keinerlei Verbindung zwischen Cholesterin in unseren Nahrungsmitteln und dem Cholesterin in unserem Blut. Und das wissen wir schon lange. Cholesterin aus unserer Ernährung hat keinerlei Auswirkungen, außer Sie sind ein Huhn oder ein Kaninchen.“ – Ancel Keys

Welche Cholesterinwerte sind natürlich?

Epidemologische Studien sind nicht unbedingt der Gold-Standard der Wissenschaft, geben aber Anhaltspunkte für einen natürlichen Cholesterinwert.

In folgender Grafik wurden Daten der durchschnittlichen Cholesterinwerte, von Männern aus 164 verschiedenen Nationen, in Verbindung mit der allgemeinen Sterblichkeitsrate (blau) und der Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben (rot) gesetzt.

In der Tat lässt sich annehmen, dass bei einem Cholesterinwert von über 240 ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bestehen scheint. Wir können aber allem voran folgende Punkte festhalten:

1) Cholesterinwerte wirken sich deutlich stärker auf die allgemeine Mortalitätsrate als auf koronare Herzkrankheiten aus.

2) Länder mit einem durchschnittlichen Cholesterinwert von 200-240 weisen die niedrigste Mortalitätsrate auf.

3) Bei unter 200 mg/dl steigt die Sterblichkeit stark an, Werte unter 190 sind mit einer extrem hohen Sterblichkeitsrate verbunden.

Ein niedriger Cholesterinspiegel von unter 200 steht also im Zusammenhang mit einem schwachen Immunsystem und einem damit einhergehenden erhöhten Risiko, an zum Beispiel Infektionen, Parasiten oder Krebserkrankungen zu sterben. Das ergibt Sinn, wenn man bedenkt, dass Cholesterin unter anderem für die Produktion von Vitamin D oder anderen Hormonen unersätzlich ist.

Wir erinnern uns auch: Ärztliche Zentralstellen und medizinische Institutionen bezeichnen den Wert von 200-239 als „grenzwertig erhöht“ und empfehlen hier häufig eine Cholesterinsenkung. Beobachtungen zeigen jedoch, dass diese Werte vielmehr als normaler Mittelwert anzusehen sind.

Ähnliche Werte kamen bei der großangelegten Studie „Japanese Lipid Intervention Trial“ mit über 47.000 Probanden heraus:

„Die höchste Mortalitätsrate wurde bei Menschen mit dem niedrigsten Cholesterinwert beobachtet (unter 160mg/dl); die niedrigste beobachtete Todesrate lag bei Menschen mit einem Cholesterinwert von 200-259 mg/dl vor.“

Laut epidemologischer Daten ist ein Cholesterinwert von ungefähr 200-260 natürlich und gleichzeitig ideal. Ein niedriger Cholesterinwert steht im Zusammenhang mit einem schwachen Immunsystem.

Aber führen hohe Cholesterinwerte nicht zu Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall?

Eine Theorie war lange Zeit, dass Cholesterin sich sukzessive in den Arterien ablagert, zu Plaque formiert und damit zur Verengung der Arterien führt – auch bekannt als Arteriesklerose.

Ja, zu viel Plaque in den Arterien kann zum vollständigen Verschluss eines Gefäßes führen, was jedoch selten ist. Außerdem kann der Körper alternative Blutbahnen nutzen, um einzelne Engpässe zu umgehen. Und man möchte es kaum glauben, aber unsere Arterien sind keine Wasserrohre, die nach und nach verkalken, sondern Plaques lassen sich durchaus vom Körper „reparieren“.

Um ein Vielfaches häufiger ist deshalb der Fall, dass Plaques abbrechen, die abgebrochenen Plaques verklumpen und zu einem Blutgerinseln werden. Dieses Blutgerinsel kann dann durch die Blutbahnen des Körpers wandern und beliebige Arterien verstopfen, wo es gerade am ungünstigsten ist – zum Beispiel im Herzen oder im Gehirn, was dann zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann.

Also ist Cholesterin doch gefährlich? Nicht so schnell. Abgelöste Plaques sind durchaus gefährlich, bestehen aber keineswegs ausschließlich aus Cholesterin. Ganz im Gegenteil. Schon vor Jahren haben Wissenschaftler (wie der Kardiologe und Herzforscher Prof. Dr. Kaltenbach) nachweisen können:

Plaques bestehen zu nicht einmal 1% aus Cholesterin.

Upps!

Zudem ergaben Studien mit Autopsien an Menschen: Der Fortschritt der Arterioskerose in den Arterien ist unabhängig von dem Cholesterinwert, der kurz vor dem Tod gemessen wurde.

Nachdem man herausgefunden hatte, dass Plaques gar nicht aus Cholesterin bestehen, wurden schnell neue Hypothesen aus dem Ärmel geschüttelt. An Harvard zum Beispiel wird gelehrt, dass Plaque bereits in frühen Jahren unseres Lebens entsteht und jeder Mensch davon betroffen ist. Gefährlich wird es nach dieser Theorie erst, wenn Plaques instabil werden und abbrechen.

Klingt bekannt? Ja. Und wer wird für die instabilen Plaques verantwortlich gemacht? Ihr dürft dreimal raten. Richtig, wie immer, das böse Cholesterin. Big Pharma zur Rettung! Wie passend, dass sich Cholesterinsenker so billig herstellen und teuer verkaufen lassen.

Hypothesen werden also gedreht und gewendet, am Ende steht immer Cholesterin als böser Bube im Raum, der an allem Schuld ist. Das jedoch ohne überzeugende wissenschaftliche Grundlage. Hypothesen bleiben blanke Theorie, deshalb lasst es mich mit den Worten des National Heart, Lung, and Blood Institutes formulieren: „Die Ursache von Arteriosklerose ist nicht bekannt.“ Welcher Arzt also felsenfest behauptet, Cholesterin führe zu Arteriosklerose, der wagt sich weit aus dem Fenster.

Einige Hypothesen der Medizinforschung vermuten Cholesterin als Ursache für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das ist jedoch nie handfest belegt und nachgewiesen worden. Zahlreichen Studien mit Autopsien ergaben: Hohe Cholesterinwerte korrelieren nicht mit dem Fortschritt von Arteriosklerose.

Es dreht sich also alles um die entscheidende Frage…

Verursacht Cholesterin Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Wenn Cholesterin wirklich die Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt wäre, dann müsste ein starker und konsistenter Zusammenhang bestehen. Hohe Cholesterinwerte müssten also der Risikofaktor schlechthin sein und zwar für 1) beide Geschlechter, 2) alle Bevölkerungen und 3) jedes Alter. Das ist jedoch nicht der Fall.

1) So haben Frauen einen höheren durchschnittlichen Cholesterinwert als Männer, aber Männer ein 300% höheres Risiko für koronare Herzkrankheiten. Eine Auswertung von 11 relevanten Studien mit über 100.000 Frauen ergab sogar: Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem Cholesterinwert von Frauen und Ihrer Mortalitätsrate für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Lasst uns das wiederholen. Nicht ein kleiner, sondern rein gar kein Zusammenhang.

2) Auch wenn man den Cholesterinwert europäischer Nationen vergleicht, fällt es einem schwer, einen Zusammenhang zu erkennen, wie diese Auswertung von Dr. Malcom Kendrick zeigt (ignoriert den Wert der Aborigines ganz links):

Würde der Cholesterinwert (rote Linie) im direkten Zusammenhang mit koronaren Herzkrankheiten (schwarze Punkte) stehen, so würden wir hier eindeutige Ergebnisse und zumindest im Ansatz eine Kurve erhalten. Stattdessen sehen wir ein wildes Auf und Ab. Die Schweiz (ganz rechts) hat den höchsten Cholesterinwert, gleichzeitig aber ein vergleichbar geringes Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben wie Spanien (3. von links).

3) Viel erstaunlicher ist der letzte Punkt. Laut Studien verfliegt selbst bei Männern jeglicher Zusammenhang, sobald sie das Alter von ungefähr 60-70 Jahren überschreiten. Man bedenke, dass 65-jährige Männer ein ungefähr zehnmal so hohes Risiko haben wie 45-jährige. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass der angeblich größte Risikofaktor für eine Krankheit einfach verpufft und noch dazu zu Beginn der Lebensphase, in der das Risiko an dieser Krankheit zu sterben am höchsten ist.

Lasst Euch das mal von einem Arzt erklären. Wir stellen uns vor: Jemand bekommt Statine verordnet, um die eigenen Cholesterinwerte zu senken. Kaum feiert er seinen 60. Geburtstag, erhält er einen Anruf von seinem Arzt, dass das Medikament soeben überflüssig geworden sei, weil er die magische Grenze überschritten habe. Klingt mehr als abwegig oder nicht?

Es bleibt dabei, eine handfeste Begründung, warum man an den unnatürlich niedrigen Grenzwerten für Cholesterin festhält, lässt sich kaum finden.

Cholesterin korreliert laut Studien weder bei Frauen, weltweit bei allen Bevölkerungen, noch bei älteren Männern mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 Warum werden dann hohe Cholesterinwerte als Ursache vermutet?

Das lässt sich wohl vor allem durch gesponserte und schlecht angelegte Studien erklären. So gibt es zwar Studien, die vor allem bei weißen Männern einen Zusammenhang von hohen Cholesterinwerten mit einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheiten gefunden haben. Diese Studien waren aber stets unvollständig.

So wurde zum Beispiel regelmäßig auf eine umfassende Ursachenforschung nach alternativen Risikofaktoren wie unter anderem Bluthochdruck, Dauerstress, Fettleibigkeit, Eiweißmangel oder Vitamin-C-Defizit in der Ernährung verzichtet.

Kurz gesagt: Die Daten der Studien waren unvollständig.

Denn wie wir bereits erklärt haben, ist Cholesterin mitunter der Baustein für unser Stresshormon Cortisol. Bei körperlicher oder seelischer Belastung produziert der Körper vermehrt das Hormon Cortisol. Steht ein Mensch nun unter Stress, so steigt sein Cholesterinspiegel unweigerlich an, weil sich der körpereigene Bedarf des Stresshormons Cortisol erhöht und dafür benötigt er Cholesterin.

Werden diese zwei Risikofaktoren Stress und Cholesterin in Studien nicht streng getrennt, so verzerrt dies die Ergebnisse. Denn Menschen mit erhöhtem Stress weisen auf dem Datenblatt der Blutwerte natürlich auch erhöhte Cholesterinwerte auf. In diesem Fall ist aber Dauerstress der eigentliche Risikofaktor und nicht das erhöhte Cholesterin. Daraus entsteht absichtlich oder unabsichtlich eine folgenschwere Fehlinterpretation.

Denn Stress ist nachweislich einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so wie auch für andere Krankheiten. Vielen Ärzten und Forschern ist noch nicht einmal bewusst, dass Stress die Cholesterinproduktion in der Leber erhöht. Das ist jedoch eigentlich absolutes Basiswissen, um überhaupt an der Diskussion teilnehmen zu dürfen.

Würde ein Arzt im Fall von Dauerstress Cholesterinsenker verordnen, so wäre das natürlich der falsche Ansatz und würde dem Patienten nicht helfen. Denn Cholesterinsenker senken nunmal keine Stressfaktoren und auch nicht die biologischen Folgen von Stress im Körper, wie zum Beispiel erhöhter oxidativer Stress, durch eine vermehrte Anzahl an freien Radikalen. Dass der oxidative Stress bei psychischem Stress steigt ist belegt und dass freie Radikale Zellen, Lipide oder die Wände von Arterien beschädigen, sollte jedem Arzt bewusst sein. Hieraus entsteht unweigerlich ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, völlig unabhängig von hohen Cholesterinwerten.

Ähnliches gilt für andere Risikofaktoren wie Rauchen oder zu wenig Sport. Ein weiterer wichtiger Faktor sind Patienten mit Hypercholesterinämie. Hier liegen Cholesterinwerte jedoch bei über 400 mg/dl und häufig werden sogar Cholesterinwerte von über 600 mg/dl erreicht und ja, bei Hypercholesterinämie erhöht sich das Risiko für Arteriosklerose und koronare Herzerkrankungen. Das sind jedoch Ausnahmen und dieser Zusammenhang sagt nichts über Cholesterinwerte bei gesunden Menschen aus. Viele Studien verpassen es leider, Menschen mit Hypercholesterinämie von den anderen Probanden zu trennen. Auch in diesem Fall entsteht ein verzerrtes Ergebnis und ein direkter Zusammenhang von hohen Cholesterinwerten mit einem erhöhten Risiko. Eliminiert man jedoch Probanden mit einem Cholesterinwert von über 350 mg/dl, so verschwindet diese Korrelation.

Cholesterin erhöht sich aus verschiedenen biologischen Gründen, zum Beispiel um höhere Mengen des Stresshormons Cortisol zu produzieren. Werden Risikofaktoren nicht sauber getrennt, so entstehen hierdurch unweigerlich Falschaussagen.

Fazit zu Grenzwerten von Cholesterin

Cholesterin scheint entgegen weitläufiger Meinung nicht die Ursache von Arteriosklerose zu sein. Auch ein direkter Zusammenhang zwischen hohen Cholesterinwerten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt scheint nicht zu bestehen, außer man leidet unter genetisch bedingter Hypercholesterinämie und hat dauerhaft Cholesterinwerte von in der Regel weit über 400 mg/dl.

Cholesterinwerte auf unserem Blutbild sind zudem nur ein Schnappschuss eines sich permanent wechselnden Wertes. Der Cholesterinspiegel steigt unter anderem durch sportliche Aktivitäten oder Stress kurzfristig an. Deshalb scheint ein Cholesterinwert von 200-260 mg/dl zwar natürlich zu sein, Schwankungen bis 350-400 mg/dl sind aber – zum Beispiel laut Prof. Dr. Hartenbach – absolut natürlich und nicht zwangsläufig schädlich.

Cholesterin ist mitunter für die Produktion von Vitamin D unerlässlich, ein hoher Vitamin-D-Wert im Blut wird wiederum mit einem geringeren Risiko für Krebserkrankungen assoziiert. Diese Korrelation geht Hand in Hand mit einem erhöhten beobachteten Krebsrisiko bei Cholesterinwerten unter 200. Den Cholesterinwert unnatürlich zu senken kann folglich langfristig schwere Folgen auf unsere Gesundheit haben, die von den üblichen Studien – die in der Regel lediglich rund 5 Jahre oder kürzer andauerten – überhaupt nicht erfasst wurden. Die länger angelegte Studie „Honolulu Heart Program“ mit über 8.000 Probanden stützt diese Annahme, denn hier kam man zu dem Ergebnis: „Lang anhaltende niedrige Cholesterinwerte erhöhen das Sterblichkeitsrisiko.“

Ein erhöhter Cholesterinwert kann also ein „Symptom“ sein, ist aber wohl kaum die Ursache von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Der Cholesterinwert ist und bleibt allem voran schlichtweg ein Hinweis, um einen möglicherweise ungesunden Lebensstil, Stress oder Fehler in der Ernährung zu identifizieren.

Noch nicht überzeugt? Hier zwei Aussagen von Wissenschaftlern:

[blockquote quote=“Cholesterinwerte sind kein starker Risikofaktor für KHK, wie es im Vergleich hoher Blutdruck für einen Schlaganfall oder Zigarettenrauch für Lungenkrebs sind.“ source=“William Castelli, Direktor der Framingham Heart Study“]

[blockquote quote=“Der Cholesterinwert ist als Risikofaktor für KHK von unbedeutender Relevanz. Um ein Vielfaches entscheidender sind Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, unzureichende physische Aktivität und Stress.“ source=“Frederick Stare, ehemaliges Mitglied der American Heart Association“]

(KHK = koronare Herzkrankheiten)

Im nächsten Teil klären wir, ob und wie Statine und Cholesterinsenker vor koronaren Herzkrankheiten schützen. Außerdem gehen wir näher auf die Entstehung von Arteriosklerose, den Zusammenhang mit Entzündungen, oxidativem Stress, sowie HDL, LDL und andere mögliche Risikofaktoren ein.

Als Quelle für diesen Artikel hat unter anderem das Buch Die Cholesterin-Lüge von Prof. Dr. Hartenbach gedient. Er beschreibt mitunter, wie Medikamentenhersteller nicht nur Studien manipulieren, sondern auch Ärzte, Politiker und Medien auf ihre Seite ziehen, um den eigenen Profit zu steigern.

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